
Reisebericht: Von der West-Kordillere zur Ostkordillere und ins Amazonasbecken von Ecuador
Zu viert unterwegs + Führer und Fahrer vom 20.11. – 03.12.2018

Bei Ankunft in Quito wurden wir von Ralph Sommer (und unserem Fahrer) am Flughafen abgeholt, der uns auch während der Rundreise geführt hat.
Die ersten beiden Nächte verbrachten wir in seiner Hosteria Sommergarten in Sangolqui – einer schönen Anlage mit sehr gepflegtem Garten und leckerem Essen. Wir besichtigten Quito und Sangolqui.

Unsere Reise führte dann zum Äquatordenkmal und weiter nach Mindo zu Kolibri- und Schmetterlingsfarmen. Früh am Morgen wanderten wir noch ganz in der Dunkelheit mit Taschenlampen durch einen Wald, um bei Sonnenaufgang die Balz des „Cock of the Rock“ (Roter Felsenhahn) zu erleben. Die auffällig orange-roten Vögel flogen laut kreischend in den Bäumen herum.


Wir übernachteten im Yellow House. Dort haben die Eigentümerinnen viele Futterplätze für Vögel aufgestellt, so dass wir diverse Arten gut fotografieren und filmen konnten. Das Frühstück auf dem großen Balkon bot einen herrlichen Ausblick auf Berge und Wälder. Ganz nah am Geländer hängen auch Kolibri-Futterstationen, so dass es permanent etwas zu sehen gibt. Auch viele Agutis sind auf dem Gelände zuhause.


Aguti (Dasyprocta) ein drolliges Nagetier direkt vor unserer Lodge bei Mindo
Ein besonderes Erlebnis bei Mindo war die Fahrt mit dem Sessellift „Telesilla“ über das Kronendach des Bergnebelwaldes mit kurzen Stopps unterwegs, um mächtige Bäume, teils mit Lianen und Epiphyten überwuchert und die szenenreiche Landschaft genießen zu können. Auf der Wanderung zurück konnten wir Flora & Fauna aus der gewohnten Perspektive entdecken.
Sessellift über Mindo Panoramablick auf Natur-Hotspot Mindo
In Silanche besichtigten wir eine Kakaoplantage. Dort haben wir auch sehr viele verschiedene Früchte probieren können. Anschließend rösteten wir unter Anleitung Kakaobohnen auf dem Herd, schälten und mahlten sie zweimal mit einem Handfleischwolf. Anschließend konnten wir den gemahlenen Kakao in heißer Milch aufgelöst trinken.
Kakaobaum Kakaofrucht Kakaomandeln geröstet

Ein Besuch des Museumsdorfes der Los Colorados‐Indianer war auch sehr interessant. Ihre Schamanen haben sich als Naturheiler über ganz Ecuador einen Namen gemacht. Sie pflegen noch heute ihre präinkaischen Kulturen. Anschaulich bekamen wir die Sitten/Bräuche vorgeführt und konnten das Werfen eines Fischnetzes und langer Speere üben.

Die Wanderung zum Wasserfall Condor Machay mit Sicht auf den Vulkan Cotopaxi, konnten wir aufgrund des gesperrten Wanderweges nicht wie geplant durchführen. Da Ralph Sommer sich – wie eigentlich überall – gut auskannte, fuhren wir zu einer anderen Stelle und konnten dort nach Gespräch mit den Landbesitzern gleich zwei Wanderungen auf privaten Wanderwegen starten. So konnten wir den Wasserfall doch noch von einem anderen Aussichtspunkt sehen.
Am nächsten Tag führte unser Weg über die Guango Lodge mit Kolibribeobachtung und Wanderwegen zu den Cabañas San Isidro. Dort konnten wir ebenfalls viele verschiedene Vögel von der Restaurant-Terrasse aus beobachten. Dort ist auch der Startpunkt eines schönen Rundwanderweges mit Gummistiefeln durch den dichten Wald. Der Weg ist überwiegend mit Autoreifen ausgelegt, auf denen man sehr gut die vielen matschigen Stellen überbrücken kann. Nachts gingen wir mit dem Besitzer der Lodge auf die Suche nach der „San‐Isidro‐Eule“, die wir leider nicht gesehen haben. Aber die nächtliche Geräuschkulisse in den Wäldern war sehr interessant.

Weiter ging es zur Río Quijos Eco‐Lodge. Sie ist die einzige Öko‐Lodge im Quijos‐Tal, die über unberührten subtropischen Nebelwald verfügt. Wir waren zu der Zeit die einzigen Gäste und der kleine weiße Mischlingshund der Lodge begleitete uns auf der Wanderung durch den Nebelwald. Auch Kolibris konnten wir am Haupthaus schön beobachten.

Am folgenden Tag unternahmen wir u. a. eine Wanderung zu einer Höhle, in der die seltenen Tayos (Fettschwalmen) zuhause sind. Auch hier kennt Ralph Sommer einen Einheimischen, der an der Landstraße ein Restaurant betreibt. Wir haben sehr lecker dort gegessen und wanderten danach mit ihm und seinem Hund durch den Wald zur Höhle. Um in die Höhle zu gelangen, mussten wir einen Fluss mit knietiefem Wasser überqueren. Der Fluss fließt auch durch die Höhle der Fettschwalme, so dass man die Fettschwalme am besten sehen kann, wenn man im Fluss steht. Sie sind die einzigen flugfähigen, nachtaktiven Vögel, die sich von Früchten ernähren; diese Fettschwalme haben einen besonders angepassten Sehsinn und gehören zu den wenigen Vogelarten, die sich durch Echoortung wie Fledermäuse orientieren.

Im Coca‐Tal, umgeben von unberührten Wäldern, sind wir zum im Naturschutzgebiet Sumaco gelegenen Wasserfall San Rafael (Cascada de San Rafael) gewandert – einem der schönsten und eindrucksvollsten Ecuadors. Der 150 Meter hohe und 14 m breite Wasserfall entsteht aus dem Zusammenfluss des Río Quijos und des Río Salado. Die Wanderung führt auf einem gut angelegten Pfad durch eine blumenreiche Urwaldvegetation. Unterwegs gibt es eine Vielzahl von Tieren und Insekten zu beobachten. Wir entdeckten auch eine Familie von Kapuzineraffen auf den Bäumen. Am Ende des Wanderweges hatten wir einen grandiosen Anblick auf den in eine Vulkanschlucht stürzenden Wasserfall.


Danach fuhren wir weiter Richtung Amazonasgebiet und übernachteten in Coca im Hotel Heliconias. Am nächsten Morgen wurden wir von Hektor Vargas abgeholt – unserem zusätzlichen Guide für die nächsten beiden Tage auf dem Rio Napo. Ihm gehört die Pashpanshu‐Lodge und er betreibt das Projekt der Umwelt‐Stiftung Sumak Allpa, das sich der Erhaltung bedrohter Affenarten widmet. Wir wanderten mit Hektor durch den Regenwald. Er zeigte und erklärte uns viele Pflanzen – auch ihren Einsatz in der Natur-Medizin. Er lockte Tukane an, indem er auf einem Grashalm täuschend echt ihren Ruf nachahmte. Und er fand auch eine Familie von Wollaffen auf den Bäumen. Außerdem konnten wir noch die bei seinem Haus freilebenden Seidenäffchen ganz aus der Nähe beim Fressen von Früchten beobachten.

Piranha, Lagune Limoncocha Schopfhuhn (Hoatzin) Wollaffe (Affeninsel) Lagune Limoncocha Sonnenuntergang Limoncocha
Am späten Nachmittag fuhren wir auf dem Rio Napo gemeinsam weiter zu einem Anleger. Dort stiegen wir in einen Pick-up um, der uns zur Lagune Limoncocha brachte. Hier stiegen wir in ein Kanu und wurden langsam durch die Lagune gefahren. Hier waren sehr viele Vogelarten zu sehen, Affen und ein Faultier. Die vielen Tier- und Vogelstimmen und der perfekte Sonnenuntergang bildeten eine herrliche Kulisse. In der Dunkelheit konnten wir dann mit Taschenlampen die leuchtenden Augen der Mohrenkaimane im Wasser sehen und das Quaken der vielen kleinen Frösche hören. Auch waren unzählige leuchtende Insekten zu sehen. Die Übernachtung in der Lodge Pashpanshu ist auch unvergesslich: Die ganze Nacht waren interessante Urwaldgeräusche zu hören, so dass wir am liebsten gar nicht geschlafen hätten.
Am nächsten Morgen fuhren wir auf dem Rio Napo zu zwei Papageien‐Lehmlecken, wo sich verschiedene Papageien‐Arten durch Verzehrung von Lehm mit Mineralien für die tägliche Verdauung und Entgiftung eindecken. Wir konnten sehr viele und laut kreischende grün-blaue Papageien an einer Lehmwand am Flussufer sehen.

Anschließend sind wir durch den Dschungel gewandert und haben einen 40 m hohen Aussichtsturm bestiegen. Von der Aussichtsplattform konnten wir das Kronendach des Urwalds bis hin zu dem verzweigten Río Napo Flusssystem sehen. Danach haben wir eine Kichwa‐Indianergemeinschaft besucht, wo uns deren Lebensweise/Bräuche vorgeführt wurden.
Indigene Kommune Añangu Chonta curo – gegrillte Maden

Zum Abschluss unserer Reise fuhren wir noch in den Nationalpark Vulkan Antisana, wo auch die Chance bestand, Kondore zu beobachten. Im Vergleich zur Amazonas-Region war es hier auf ca. 4.000 m Höhe ganz schön kalt. Wir fuhren dort auch zum Mica-See, der eine Tundra-ähnliche Graslandschaft am Ufer aufweist. Wir sahen diverse Greifvögel, Weißwedelhirsche und auch zwei Kondore im Flug.


Wir hatten rundum eine ganz fantastische Reise mit tollen Erlebnissen. Durch die Begleitung von Ralph Sommer haben wir sicherlich einen tieferen Einblick in das Land bekommen, da wir durch ihn/mit ihm sehr viele Menschen kennengelernt haben. An dieser Stelle danken wir ihm noch einmal ganz herzlich für die professionelle Führung und persönliche Betreuung unserer kleinen Gruppe. Auch unser Fahrer Carlos, der den Mercedes-Sprinter immer sicher lenkte, gehörte für uns schnell zur Gruppe. Wenn es ging, begleitete er uns auch auf unseren Exkursionen und war beim Abendessen dabei.
R. B. & P. K.

